Aufsteiger von Wackers Gnaden: Austria Lustenau erstklassig

Am grünen Rasen hat der SC Austria Lustenau seinen Teil für die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus erledigt. Die im Jahr 2000 abgestiegenen Grün-Weißen entschieden das enge Zweitligarennen gegen den FAC für sich und melden sich für ihre insgesamt vierte Bundesliga-Saison an. Ob Vorarlberg ungeachtet des Altacher Schicksals auch 2022/23 auf der Landkarte der höchsten Spielklasse verbleibt, ist aber nicht ganz spruchreif. Verschuldet wird der Zustand von Wacker Innsbruck.

Denn kann der Ligakonkurrent aus Tirol die Saison wegen akuten Geldmangels nicht zu Ende spielen, werden sämtliche Resultate der Innsbrucker gestrichen. Die Vorarlberger holten aus den zwei Spielen gegen Wacker zwei Punkte mehr als die Wiener – und würden somit um ihr Polster umfallen. Darauf deutet eine Runde vor Schluss aber wenig hin. Das noch ausstehende Wacker-Heimspiel gegen Dornbirn soll notfalls als Geisterspiel abgewickelt werden. Dies ist auch im Sinn der Bundesliga.

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Als Stammgast in der 2. Liga verpasste die Lustenauer Austria jahrelang verlässlich den Aufstieg. Dreimal Vizemeister, zehnmal Top-drei, aber nie die Nummer eins in Liga zwei: Diese Scharte hat der 1914 als Fußballriege des Turnerbund Lustenau gegründete Verein nun dank bisher 21 Siegen in 29 Runden – scheinbar – ausgemerzt.

Dabei hatte es selbst im Cup-Final-Jahr 2020 (0:5 gegen Salzburg) angesichts von Platz 11 in der semiprofessionellen Liga noch nicht nach Bundesliga gerochen. Im Gegenteil: Im Vorjahr gewannen die Lustenauer nur 8 ihrer 30 Partien. Tabellendreizehnter ist kein Synonym für Aufstiegsaspirant.

Die Väter des nunmehrigen Erfolgslaufs hören auf die Namen Markus Mader (Trainer), Haris Tabakovic (26 Tore/künftig Austria Wien), Matthias Maak (Kapitän) und Muhammed Cham. Der frühere Admiraner Cham kam wie drei andere als Leihspieler vom französischen Kooperationsverein Clermont Foot und schlug im attraktiven Mader-System als Torschütze (15) und verlässlicher Tabakovic-Lieferant (gesamt 12 Vorlagen) ein.

Hoffnung auf Derbys

„Wir sind ja überraschend in diese Situation gekommen, wollten eigentlich einfach eine bessere Rolle spielen als in der Vorsaison. Wir haben dann im Herbst gemerkt, dass die sportliche Leistung stabil bleiben könnte“, sagte Vorstandssprecher Bernd Bösch der APA.

Bösch lenkt den Verein seit dem Abgang von Langzeitpräsident Hubert Nagel 2019 gemeinsam mit vier Mitstreitern im Vorstandsgremium. Für die Bundesliga wurde ein 4,5 Mio. Euro schweres Budget zusammengestellt. „Die A-Kriterien haben wir erfüllt. Wir werden sofort die B-Kriterien in Angriff nehmen, wenn es sportlich entschieden ist.“

Einige Baustellen sind offen. Zwar darf das 1951 eröffnete Reichshofstadion (Fassungsvermögen: 8.800) mit Ausnahmegenehmigung der Bundesliga die Heimstätte bleiben. Allerdings müssen etwa die technischen Voraussetzungen für den Video Assistent Referee (VAR) noch geschaffen werden. Und Rückenlehnen für einen Teil der Sitzplätze brauche man auch noch, meinte Bösch. Bis 2024 soll ein modernes 5.500er-Stadion bezugsfertig sein, die 50-Prozent-Finanzierung des Landes für das 18-Millionen-Projekt kam im Dezember.

Einen virtuellen Kartenschalter hat der Club am 5. Mai eröffnet. Ob künftig Derby-Tickets im Online-Warenkorb landen, liegt ausschließlich an Altach. „Die Konsequenzen auf mögliche Sponsoren kann ich nur schwer abschätzen. Aber die Aufmerksamkeit für den Fußball wäre schon größer, wenn es eine Konkurrenzsituation gäbe“, antwortete Bösch auf die Frage, ob eine Bundesliga mit oder ohne dem abstiegsbedrohten SCR besser für Lustenau wäre. Der langjährige Grünen-Politiker Bösch erinnerte sich an ein Duell mit Bregenz vor 14.000 Zuschauern. „Das vergisst niemand. Darum hätte ein Derby was für sich.“

(APA)/Bild: GEPA