Stiller Genießer: Hütter hofft auf langes Eintracht-Hoch

Frankfurt am Main (APA/dpa) – Eintracht Frankfurt erlebt derzeit einen Boom. In der deutschen Fußball-Bundesliga stehen die Hessen auf Rang drei, in der Europa League führen sie die Gruppe H nach vier Siegen aus vier Spielen an und sind bereits für die K.o.-Runde qualifiziert. Vater des Erfolges ist der Vorarlberger Adi Hütter.

Als sich Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic im Sommer bei Hütter meldete, rechnete der 48-Jährige mit einer Absage. „Ich bin davon ausgegangen, dass er sagt, wir haben uns für einen anderen Trainer entschieden“, berichtete Hütter unlängst. Doch Bobic bot dem Österreicher damals den vakanten Posten an – und landete damit einen sportlichen und menschlichen Volltreffer.

Unter Hütter erleben die Hessen in dieser Saison einen kaum für möglichen gehaltenen Aufschwung, der im vorletzten Gruppenspiel der Europa League gegen Olympique Marseille am Donnerstag (21.00 Uhr) fortgesetzt werden soll. „Es ist beeindruckend, dass wir schon qualifiziert sind“, sagte Hütter am Mittwoch und gab das Ziel aus: „Wir wollen ein gutes Spiel zeigen und den fünften Sieg einfahren.“

Obwohl die auf europäischer Bühne noch ungeschlagene Eintracht als Tabellenführer der Gruppe H längst das Ticket für die K.o.-Phase gebucht hat, geht es gegen den bereits ausgeschiedenen Vorjahresfinalisten durchaus um einiges. Ein Erfolg würde weitere 570.000 Euro in die Kasse spülen und zudem die Chancen auf den mit einer Million Euro dotierten Gruppensieg erhöhen. „Wenn wir auf den Platz gehen, wollen wir gewinnen. Deshalb erwarte ich, dass die Mannschaft das Gesicht der vergangenen zwei Monate zeigt“, betonte Hütter.

Seit zehn Pflichtspielen, von denen neun gewonnen wurden, sind die Frankfurter unbesiegt und in der Bundesliga mittlerweile auf Rang drei geklettert. Diese Serie soll noch lange Bestand haben. „Ich möchte, dass wir hungrig bleiben“, betonte Hütter. „Wir werden sicher auch mal wieder ein Spiel verlieren, aber dann muss der Gegner sehr gut sein.“

Kein Wunder, dass die Verantwortlichen in höchsten Tönen vom ÖFB-Ex-Internationalen schwärmen. „Bei Adi Hütter hat die Chemie unheimlich schnell gestimmt. Ich bin froh, dass wir uns so entschieden haben“, sagte Bobic jüngst über die Verpflichtung des Nachfolgers des zu Bayern München abgewanderten Niko Kovac. „Das Erbe war nicht einfach. Das zeigt auch den Mut, dass er das unbedingt machen wollte.“ Auch die Spieler halten viel vom neuen Trainer. „Er gibt uns Vertrauen und stellt uns gut ein“, lobte Torjäger Sebastien Haller.

Für Hütter, der 2015 in Österreich mit Red Bull Salzburg das Double holte und vor seinem Engagement in Frankfurt in der Schweiz mit Young Boys Bern Meister wurde, ist mit dem Wechsel in die Bundesliga ein Traum in Erfüllung gegangen. Wobei er sich zu Beginn seiner Amtszeit eher in einem Albtraum wähnte. Im Supercup gab es gegen die Bayern vor heimischer Kulisse ein 0:5-Debakel, im DFB-Pokal scheiterte der Titelverteidiger gleich in der ersten Runde beim Viertligisten SSV Ulm.

Hütter galt plötzlich schon vor dem Bundesliga-Auftakt als Topkandidat für die erste Trainerentlassung der Saison. „Aber die Verantwortlichen haben nie Druck gemacht und mir das Vertrauen geschenkt“, berichtete er über die schwierige Startphase. Das hat sich ausgezahlt. „Vor drei Monaten waren wir ganz unten, jetzt sind wir eine Spitzenmannschaft. Wir haben einen guten Weg hinter uns“, befand Hütter.

Die Erfolgsserie hat im Umfeld eine riesige Euphorie ausgelöst, auch gegen Marseille ist die Arena mit 47.000 Fans ausverkauft. Hütter selbst bekommt dies nur am Rande mit. „Ich spüre wenig vom Hype, denn ich laufe nicht durch die Stadt“, sagte der Eintracht-Trainer. „Aber ich nehme das natürlich wahr und genieße es im Stillen.“ Das will er auch am Donnerstagabend tun.

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