Chelsea-Krise: Löst Hasenhüttls Ratschlag das Werner-Problem?

Der FC Chelsea steckt nach dem 0:2 gegen Leicester tief in der Krise, Trainer Frank Lampard steht in der Kritik und bekommt einen Ratschlag in Sachen Timo Werner.

0:2 gegen Leicester, elf Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze – beim FC Chelsea ist der Wurm drin. Am Dienstagabend musste das Team von Trainer Frank Lampard den nächsten Nackenschlag einstecken.

Die Bilanz unter Lampard liest sich in der aktuellen Saison für ein Team mit den Ansprüchen von Chelsea desaströs. 19 Spiele, acht Siege, fünf Remis, sechs Niederlagen. Dabei ging es für die Londoner erst in den letzten Wochen so richtig bergab. Die Blues holten nur zwei Siege aus den letzten acht Partien.

Chelsea mit Abwehrproblemen

Auffällig ist die hohe Anzahl an Gegentoren (23), die sich Chelsea fängt – zweitschlechtester Wert unter den Top10 in der Premier League. Seit dem Beginn der letzten Saison kassierte Chelsea auswärts gar 50 Gegentreffer – nur Newcastle war in der Premier League schlechter. Sollte Lampard diese Gegentorflut nicht stoppen können, dürfte ihn das bald seinen Job kosten.

Sky UK-Experte Jamie Redknapp ist anderer Meinung und bricht eine Lanze für die Klub-Legende: „Ich hasse es, das Wort Projekt zu benutzen, aber wenn du einen Haufen neuer Spieler holst, ist das wie bei einem Kind in einem Süßigkeitenladen. Du hast all die Spieler. Aber wo sollen sie hin? Wie passen sie ins System? Manche kommen aus einem anderen Land und du hoffst, dass sie sofort einschlagen. Havertz und Werner haben das nicht getan. Dafür gibt es keine Garantien. Es wäre verrückt, keine Geduld zu zeigen, wenn du all diese neuen Spieler holst. Du kannst nicht nur mit Kurzschlussreaktionen handeln.“

Klopp & Guardiola etablierten zunächst ihr System

Eine etwas andere Meinung hat Adam Bate von Sky UK. Der Journalist wirft einen Blick in die Vergangenheit und vergleicht Lampard mit Pep Guardiola und Jürgen Klopp. Dort zeigte sich, dass die besten Trainer zunächst ihr System installieren, der Mannschaft ihre Art Fußball zu spielen implementieren und dann nach und nach den Kader aufrüsten.

So lies Guardiola in seiner Anfangszeit bei Manchester City ein System mit hoher Konteranfälligkeit spielen, obwohl er um seine in die Jahre gekommene Innenverteidigung wusste. Als der ehemalige Bayern-Coach neue Verteidiger und mit Ederson einen neuen Keeper holte, kam auch der Erfolg.

Klopp wartete in Liverpool vier Jahre auf einen Titel. Doch die Veränderung des Spielstils der Mannschaft wurde innerhalb weniger Tage nach seinem Amtsantritt sichtbar. Er etablierte ein Gegenpressingsystem mit einer Mannschaft, die im Vergleich zu der Heutigen nicht wieder zu erkennen ist.

Wofür steht Lampard?

Als Klopp dann noch mit Alisson Becker und Virgil van Dijk einen neuen Torwart und einen Abwehrchef holte, fand sein Team die nötige Konstanz. Davor war es die klare Idee seines Fußballs, womit er Fans und Verantwortliche hinter sich brachte – ähnlich wie Guardiola.

Ist Lampard mit Chelsea auf dem gleichen Weg? Ja, er holte mit Edouard Mendy auch einen neuen Torwart, doch da hört es auch schon auf mit den Parallelen zu Guardiola und Klopp. Chelsea hat ein passables Passspiel, das aber nicht zu vergleichen ist mit dem von Manchester City oder Liverpool. Lampards Team versucht den Gegner zu pressen, aber auch nicht so energisch wie beispielsweise der FC Southampton dies unter Ralph Hasenhüttl praktiziert.

In nur fünf Spielzeiten stand der FC Chelsea in der Premier League nach Punkten schlechter da nach 19 Spielen als in der aktuellen Saison. © Sky

Werner & Havertz hinter Erwartungen

Eben jener Hasenhüttl hat nun einen Ratschlag parat, um Timo Werner in die Spur zu bringen. Der Nationalstürmer kam gemeinsam mit Kai Havertz vor der Saison für zusammengerechnet über 130 Millionen Euro nach London. Chelsea hat zwar mit 33 Toren die viertbeste Offensive der Liga, doch die beiden deutschen Hoffnungsträger können die in sie gesetzten Erwartungen noch nicht erfüllen.

Werner traf zwar in 19 Premier-League-Spielen immerhin viermal, wartet aber seit dem 8. Spieltag auf einen Treffer. Bei Havertz ist der Blick auf die Zahlen noch ernüchternder: ein Tor und drei Vorlagen in 16 Premier-League-Partien.

Werner muss Linksaußen spielen

Mögliche Ursache: Unter Lampard haben beide noch keinen festen Platz gefunden. Havertz wurde bereits auf fünf unterschiedlichen Positionen eingesetzt (defensives Mittelfeld, offensives Mittelfeld, rechtes Mittelfeld, Rechtsaußen und sogar als Mittelstürmer). Werner spielte in zwölf von 19 Partien auf dem von ihm ungeliebten linken Flügel.

Southamtpons Coach Ralph Hasenhüttl, der bereits in Leipzig mit Werner zusammenarbeitete, meint in Sachen Werner. „Du musst ihn auf seiner besten Position einsetzen, damit er seine Stärken zum Tragen bringen kann. Für mich ist er einer der besten Stürmer in Europa“, wird der Österreicher von completesports.com zitiert.

Hasenhüttl: System an Werner ausrichten

Auf der Mittelstürmerposition ist allerdings momentan wenig Platz für Werner. Lampard lässt dort zumeist Olivier Giroud oder Tammy Abraham spielen. Hasenhüttl würde sein System auf Werner zuschneiden. „Er ist definitiv ein Spieler, an dem du dein Spiel ausrichten musst. Wenn du das tust, wird er dir alles geben, was du von einem Stürmer verlangst“, so Hasenhüttl.

Es klingt fast schon ein wenig ironisch, dass ausgerechnet Hasenhüttl als potenzieller Nachfolger für Lampard ins Gespräch gebracht wird. The Athletic schreibt, dass der Southampton-Trainer auf einer Liste mit Thomas Tuchel, Julian Nagelsmann und Ralf Rangnick für eine mögliche Lampard-Nachfolge stehen soll.

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