„Es ist Nadal“: Rekordmann aus Spanien trotz schwieriger Vorzeichen Favorit in Paris

Die Bedingungen sprechen gegen den Rekordsieger, die Vorbereitung lief unrund. Dennoch geht Rafael Nadal als Titelkandidat Nummer eins in die French Open.

Sein „Wohnzimmer“ kommt Rafael Nadal dieser Tage ziemlich fremd vor. Kalt ist es, feucht, regelrecht ungemütlich, wenn der Mallorquiner die rote Asche des neuerdings mit einem flexiblen Dach ausgestatteten Court Philippe Chatrier betritt, um sich für die French Open warmzuspielen.

Das aufgrund der Corona-Pandemie vom Frühsommer in den Herbst verlegte Sandplatzturnier halte „aus vielen Gründen die schwierigsten Bedingungen für mich in Roland Garros“ bereit, sagte der 34-Jährige und verwies auf „sehr langsame Bälle“ und einen „sehr schweren, sehr kalten Boden“.

Alles ist anders in Paris. Doch seine Gegner befürchten, dass Nadal noch immer derselbe ist wie bei seinen zwölf Titelgewinnen an der Seine. „Es ist Nadal“, sagte Novak Djokovic, Nummer eins der Welt und naturgemäß einer der großen Herausforderer für den bislang unantastbaren Spanier: „Seine Bilanz, die er dort hat, die Geschichte seiner Ergebnisse – man kann einfach niemanden vor ihn stellen.“

Nadal mit beeindruckender Statistik bei French Open

Nadal hat auf den Sandplätzen von Roland Garros in seiner Karriere 95 Matches gespielt – nur zwei hat er verloren. Nach seinem ersten Triumph 2005 gab es drei andere Sieger. 2009 Roger Federer, 2015 Stan Wawrinka und 2016 Novak Djokovic. In dem Jahr trat Nadal wegen einer Handgelenksverletzung nicht zu seinem Drittrundenmatch an. Die Jahre danach? Absolute Nadal-Dominanz.

Doch diese könnte im September und Oktober etwas bröckeln. Nicht nur Nadal selbst stapelt tief. Auch Boris Becker hat leichte Zweifel, und er ist mit seiner Meinung nicht alleine. „Dieses Jahr wird es für Rafael Nadal besonders schwer“, sagte das deutsche Tennisidol: „Er ist mein Topfavorit, aber der Unterschied zu den anderen Spielern ist in diesem Jahr geringer als sonst.“

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Auf mehreren Ebenen könnte es für Nadal gefährlich werden. Es sind zum einen neben Djokovic mehr Konkurrenten zu nennen, die sich etwas ausrechnen. Dominic Thiem, in den beiden Vorjahren jeweils Nadals Finalgegner, ist nach den US Open die Last los, endlich einen Grand-Slam-Titel gewinnen zu wollen. Auch Alexander Zverevs Entwicklung ist positiv, er ist Nadals möglicher Viertelfinalgegner.

Die Vorbereitung des Spaniers ist zudem alles andere als ideal. Durch das Auslassen der US Open und den engen Turnierplan ist er noch nicht im Rhythmus. Beim Vorbereitungsturnier in Rom flog Nadal im Viertelfinale überraschend gegen den Argentinier Diego Schwartzman raus.

Der Auftritt in der italienischen Hauptstadt lieferte Experten den Hinweis, dass die veränderten Bedingungen im Herbst tatsächlich zu Ungunsten Nadals sein könnten. Bei kühleren Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit, was sich nun auch für den Start in Paris ankündigt, entfaltet Nadals Topspin nicht die gewohnte Wirkung. „Für mich war es schwierig, ihn zurückzudrängen“, sagte Nadal.

Doch, wie Djokovic schon sagt, es ist noch immer derselbe Nadal, der in Paris in seinem frisch renovierten Wohnzimmer an den Start gehen wird. Und er wird kämpfen, das kündigte er bereits an. Ohne sehr viele gute Gründe gewinnt kein Spieler ein Grand-Slam-Turnier zwölf Mal.

(SID)

Bild: Getty