Head-Coach Calaycay nach Vikings-Triumph: „Haben wir uns verdient“

Head-Coach Chris Calaycay gewann mit den Vienna Vikings am Sonntag die European League of Football. Der 46-Jährige führte den Footballverein aus Wien gleich im ersten Jahr in der ELF zum Titel.

Im Sky-Interview sprach der gebürtige Hawaiianer u.a. über den Finalsieg gegen die Hamburg Sea Devils, die Feierlichkeiten nach dem Triumph und seine nächsten Ziele.

Calaycay: „Haben den Gameplan von Hamburg exekutiert“

Sky: Sie sind Hawaiianer. Warum American Football und nicht Surfen?

Als ich sehr jung war bin ich mit meiner Familie nach Oregon gezogen. Ich habe aber Familie auf Hawaii. Als ich jünger war habe ich mehrere Sportarten probiert, aber ich habe mich wegen Taktik und Teamgeist für Football entschieden.

Sky: Wie fühlt man sich zwei Tage nach dem Gewinn der European League of Football?

Ich bin so stolz auf die Leistung der Spieler und der Organisation. Ich bin jetzt aber relaxed. Wir hatten das nötige Selbstbewusstsein während der ganzen Saison und das Team hat den Championship verdient.

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Sky: Wie lange wurde der Titel gefeiert bzw. sind die Feierlichkeiten schon beendet?

Es war ein langer Tag und eine lange Nacht. Es ist eine sehr gute Erinnerung. Wir sind in der Nähe des Hotels in einem Irish-Pub zusammengekommen. Viele Fans, Familie und die Spieler waren dort. Wir haben alle gefeiert und es war eine schöne Feier.

Sky: Wie lief die Vorbereitung aufs ELF-Finale?

Das Finale ist der Höhepunkt der Saison. Der Herzschlag ist schneller, es sind mehr Zuschauer im Stadion und mehr Fans vor dem Fernseher. Das hatte aber keinen großen Effekt auf unser Team. Wir haben das gut gemacht im ganzen Spiel. Die Jungs haben mit sehr viel Selbstvertrauen gespielt.

Sky: Vor- und nach dem Finale wurde viel über die Defense gesprochen. War die Verteidigung der Schlüssel zum Erfolg gegen die Hamburg Sea Devils?

Es war nicht nur die Verteidigung. Aber natürlich hat es die Verteidigung perfekt gespielt. Wir haben die ganze Saison über die Hamburg-Defense gesprochen. Aber wir haben ihren Gameplan perfekt exekutiert. Wir waren physisch, mental und taktisch dabei, auch die Special Teams waren super. Unsere Defense war aber ganz anders für Hamburg, sie hatten die ganze Saison 120 oder 130 Yards pro Spiel. Im Finale hatten sie 36 Yards, das war der Tiefpunkt ihrer Saison.

Sky: Also ist Ihr Gameplan fast perfekt aufgegangen?

Ich kann das sagen. Nichts ist perfekt in einem Spiel, aber die Coaches haben einen super Job gemacht mit dem Gameplan. Wenn etwas nicht funktioniert hat, haben wir keine Panik gekriegt und sind zum nächsten Spielzug übergegangen. Die Spieler haben das großartig gemacht.

Sky: 14.500 Zuschauer waren beim Endspiel in Klagenfurt – wie stolz sind Sie auf diese Zahl?

Football ist eine wachsende Sportart in Europa. Wir sehen das auch mit der NFL. Die österreichische Community und die ELF können stolz sein. In Österreich vor so vielen Leuten zu spielen, das zeigt, dass American Football keine Randsportart mehr ist. In Europa wird die Sportart weiter wachsen und die Leistung der Vikings zeigt, dass wir in Europa mit Jedem mitspielen können. Wir sind das beste Football-Land in Europa momentan.

„Die Vikings sind mein Leben“

Sky: Die ELF wird nun erweitert, aus zwölf werden 18 Teams. Wie finden Sie das und glauben Sie, dass die Liga dadurch noch spannender wird?

Ich glaube, im ersten Jahr der ELF gab es noch viele skeptische Leute in Europa. Wir haben im zweiten Jahr eine Steigerung gesehen und es wächst noch weiter. Wir haben jetzt gesehen, die Leute sind interessiert. Alle Topspieler in Europa spielen in der ELF.

Sky: Sie haben die Topspieler angesprochen: Mit Kasim Edebali (Hamburg) und Sean Shelton (Tirol) haben zwei ELF-Stars ihr Karriereende verkündet. Möchten Sie dazu etwas sagen?

Ich gratuliere beiden Spielern. Sie haben das Niveau von American Football in Europa gesteigert. Aber es werden Nachfolger kommen. Auch Tom Brady kann nicht ewig spielen. Es wird die Chance für einen jungen Superstar geben, der sich in Europa zeigen kann. Das ist Football, das ist Sport. Edebali und Shelton haben viel geleistet für unseren Sport.

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Sky: Sie sind neben ihrem Job als Vikings-Head-Coach auch als Defense Coordinator beim Nationalteam tätig. Werden Sie diese zwei Funktionen weiterführen oder haben Sie andere Pläne?

Ich habe keine anderen Angebote. Ich bin ein Viking seit 2004, ich habe zuvor bei den Vikings gespielt. Die Tätigkeit ist schwierig, es ist viel zu tun. Ich fahre nächste Woche nach Frankreich ins Trainingscamp der österreichischen Nationalmannschaft. Aber das war mein Ziel. Ich bin 2004 nach Europa gekommen und wollte die Sportart in Österreich und Europa groß machen. Ich bin stolz, Football ist in Europa gewachsen. Ich will das machen, so lange ich kann. Aber natürlich, die ELF ist eine große Liga. Wir werden sehen, wie lange ich das aushalten werde.

Sky: Wie geht es jetzt weiter? Gibt es eine Pause oder planen Sie schon für die nächste Saison?

Natürlich wollen wir alle Pause machen. Aber ich bin nicht so, ich blicke jetzt schon in die Zukunft. Wir haben Ziele, ich denke da langfristig. Zum Beispiel wie es mit den Verletzungen ausschaut, wie ist der Spielplan in der nächsten Saison, wo wir mit unseren Imports stehen oder das Coaching-Staff. Es gibt auch Spieler, die wir verabschieden müssen diese Saison. Wir müssen das alles planen. Ich schaue mir jetzt meine Tafel mit allen Spielern an, wer da im nächsten Jahr dabei sein könnte und wer nicht. Aber das ist mein Leben. Die Vikings sind mein Leben, meine Arbeit hier ist noch nicht fertig.

Interview geführt von: Mathias Blaas

Beitragsbild: GEPA