Hoffenheims Baumgartner will „noch ein Schäuferl drauflegen“

Stammspieler und Aktivposten bei 1899 Hoffenheim sowie im ÖFB-Nationalteam inklusive EM-Teilnahme: Für den erst kürzlich 22 Jahre alt gewordenen Christoph Baumgartner ist die Fußball-Karriere zuletzt nach Wunsch verlaufen. Auf den Lorbeeren ausruhen ist für den Offensivspieler vor seiner dritten vollen Saison beim deutschen Bundesligisten aber kein Thema. „Ich will mehr, noch einmal ein Schäuferl drauflegen, noch einen Schritt mehr gehen“, betonte der Niederösterreicher.

Seine Leistungskurve zeigte stets nach oben, 2019/20 brachte es Baumgartner für Hoffenheim auf sieben Tore in 28 Pflichtspielen, vergangene Saison waren es neun Treffer in 41 Partien. „Wenn man die letzten Jahre sieht, kann man das schon als persönliches Ziel ansehen, dass ich da in Richtung zweistellig gehe“, antwortete Baumgartner im Gespräch mit der „APA“ nach möglichen Torzielen gefragt. Viele Faktoren würden das allerdings beeinflussen. „Letztes Jahr habe ich selber gemerkt, dass es für einen Offensivspieler nicht ganz so einfach ist, wenn es für die Mannschaft nicht so rennt.“

Da landete Hoffenheim nur auf Platz elf, nachdem man vier Saisonen in den Top Ten – 2016/17 (4.), 2017/18 (3.), 2018/19 (9.), 2019/20 (6.) – gelandet war. „Das Ziel muss sein, dass wir wieder in Richtung Europa kommen“, gab der ÖFB-Kicker die Marschroute vor. Druck von außen gebe es nicht. „Es ist auf keinen Fall eine Pflicht. Da gibt es andere Vereine, wo das weitaus mehr gefordert wird. Aber wir Spieler machen uns gerne selbst leichten Druck, weil wir oben mitspielen wollen und auch wissen, was wir können“, verlautete Baumgartner.

Sein Wort hat in der Kabine Gewicht – auch, weil er von seinen Kollegen in den Spielerrat gewählt wurde. „Ich habe mir da einiges erarbeitet, die Wahl in den Spielerrat ist ein weiterer Schritt in meiner Karriere. Auch für meine Persönlichkeitsentwicklung ist es gut, noch weiter in die Führungsrolle reinzuwachsen“, so Baumgartner. Umgehen könne er gut damit, auch da er schon in der Jugend gerne Verantwortung übernommen habe. „Wenn man in so eine Rolle schlüpft, erwarten die Spieler schon etwas von einem. Ich stelle aber ohnehin sehr hohe Ansprüche an mich selbst, deshalb ändert das für mich nicht groß etwas.“

Sein Aufstieg war ein steiler. „Ich habe gewusst, was ich draufhabe, aber dass es so schnell und relativ reibungslos funktioniert, davon konnte ich nicht ausgehen“, ist Baumgartner mit seiner Entwicklung zufrieden. Hoffenheim ist aktuell für ihn die beste Adresse. Samt Freundin und Hund lässt es sich in der Region gut leben. „Wir fühlen uns hier extrem wohl, das ist ein ganz wichtiger Punkt“, sagte Baumgartner. Im Verein herrsche zudem Ruhe. „Auch wenn man einmal ein schlechtes Spiel hat, ist es nicht so, dass man sofort an den Pranger gestellt wird.“

Gewinn der Champions League als „absoluter Traum“

Auch deshalb entschied sich der ÖFB-Hoffnungsträger im März für eine Vertragsverlängerung bis 2025. „Da ich erst langfristig verlängert habe, ist ein Transfer in diesem Sommer sowieso nahezu auszuschließen. Das haben wir bewusst so entschieden, dass ich hier ruhig weiterarbeiten kann“, gab Baumgartner Einblick. Sollte seine Formkurve weiter nach oben gehen, wird sich das in Zukunft wohl ändern.

Sein Marktwert beläuft sich auf 22 Millionen Euro. „Natürlich hat man mal gewisse Szenarien im Kopf, aber im Fußball macht es keinen Sinn, zu viele Gedanken an die Zukunft zu verschwenden. Es ist wichtiger, sich Tag zu Tag zu verbessern und dann konstant Leistung auf hohem Niveau zu bringen.“ Dann könnte es vielleicht auch mit dem Gewinn der Champions League klappen. Dieses „sehr große“ Karriereziel zu erreichen, wäre für ihn der „absolute Traum“.

Die Realität heißt – nach Überstunden in der ersten Cup-Runde gegen Viktoria Köln – Auftakt in der Bundesliga am Samstag in Augsburg. Mit dem ÖFB-Team geht es im September in der WM-Qualifikation mit einem Triple gegen Moldau, Israel und Schottland weiter. „Der Start war nicht optimal, aber es ist noch nichts vorbei“, meinte Baumgartner. Er könnte eine tragende Rolle spielen – mit vier Toren in 14 Länderspielen hat er auch auf Team-Ebene eingeschlagen. Highlight war der Siegestreffer bei der EM gegen die Ukraine (1:0).

Die Niederlage im Achtelfinale gegen den späteren Weltmeister Italien (1:2 n.V.) ist noch nicht ganz vergessen. „Es kommt zwar nicht mehr wie in den ersten Tagen, aber schon noch immer wieder vor, dass ich daran denke. Jeder, der die Partie gesehen hat, weiß, dass wir die Italiener fast schon am Abgrund gehabt haben. Wenn das Tor von Marko (Arnautovic) gezählt hätte, hätten wir sie von der Klippe gestoßen“, ist sich Baumgartner sicher.

Der dreiwöchige Urlaub – eine Woche davon mit seinen Clubkollegen Florian Grillitsch und Stefan Posch auf Ibiza – war auch deshalb „für den Kopf sehr wichtig, um gewisse Sachen zu verarbeiten“. Durch die EM-Teilnahme hat sich Baumgartners Bekanntheit in der Heimat gesteigert. Foto- und Autogrammwünsche erfüllt er nach wie vor gerne. „Dass es mich nervt, von dem ist das sehr weit weg. Ich sehe es aktuell eher als Push, dass ich vielen Leuten simpel eine kleine Freude machen kann.“

(APA)/Bild: GEPA