Kein Generationenkonflikt im „Les Bleus“-Angriff

13 Lebensjahre liegen zwischen den Topscorern der französischen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar. Doch Kylian Mbappé (23) und Olivier Giroud (36) harmonieren trotz des großen Altersunterschieds und ergänzen sich perfekt. Das dynamische Duo hat gemeinsam acht der neun WM-Tore von „Les Bleus“ erzielt. Dabei hätte Frankreich-Feldherr Dider Deschamps alles ganz anders geplant gehabt.

Giroud bringt enorm viel Erfahrung und Abgezocktheit ein, zudem ist er einer der torgefährlichsten Stürmer beim Kopfballspiel. Die Explosivität von Mbappé, der im Achtelfinale gegen Polen mit 35 km/h „geblitzt“ wurde, ist bekannt und stellt jede Abwehr der Welt vor immense Probleme. Dass sich die beiden auf dem Platz verstehen, war nicht erst beim 3:1-Erfolg am Sonntag im Al Thumama Stadium augenscheinlich, wo Mbappé das 1:0 durch Giroud in der 44. Minute auflegte.

AC-Milan-Angreifer über Titi

Nach dem damals 38 Jahre alten Kameruner Roger Milla 1990 ist der Routinier nun der zweitälteste Spieler, der in der K.o.-Phase einer WM getroffen hat. Und vor allem ist er mit 52 Toren nun alleiniger Rekordschütze Frankreichs vor Thierry Henry. „Es ist ein Kindheitstraum, Titi zu übertreffen“, sagte der AC-Milan-Angreifer. Giroud sei „immer schon ein wichtiger Spieler“ gewesen, gab Deschamps den Kritikern mit auf den Weg. Vor vier Jahren beim WM-Triumph habe er zwar gar nicht getroffen, „aber auch da war er schon wichtig. Er wird oft kritisiert. Aber er ist immer mental stark geblieben.“

Es wäre freilich alles anders gekommen, hätte sich Karim Benzema wenige Tage vor dem ersten WM-Gruppenspiel gegen Australien nicht den linken Oberschenkel verletzt. Der Mann von Real Madrid hätte die Position im Zentrum einnehmen sollen, die nun Giroud so effektiv ausfüllt. Das hätte vielleicht auch gut funktioniert, doch hat Mbappé in der Vergangenheit schon zugegeben, dass ihm die Interpretation der Rolle von Giroud wahrscheinlich besser liege.

Lob von allen Seiten für Giroud

Am Sonntag genoss Giroud das Lob von allen Seiten. „Ob ich besser werde mit dem Alter? Wie guter Wein? Ich weiß es nicht“, sagte der Mann aus den Savoyer Voralpen lachend. „Witzigerweise fragen mich das viele. Ich kann nur sagen, dass ich mich gut fühle und das Spielen genieße.“ Das 52. Tor im blauen Teamdress soll aber keineswegs das letzte gewesen sein – und das dritte in Katar auch nicht das letzte bei der WM. „Ich will noch mehr Tore schießen, damit wir unser Ziel erreichen“, verlautbarte Giroud. Und meinte natürlich den Weltmeister-Titel. Mbappé warf ein: „Wir sind erst im Viertelfinale.“

(APA)/Bild: Imago