Kilde gewinnt erste Kitzbühel-Abfahrt auf verkürzter Strecke – Mayer am Podium vorbei

Aleksander Aamodt Kilde hat seinen ersten Sieg auf der Streif gefeiert. Der Norweger verwies in der Freitag-Abfahrt bei seinem sechsten Saisonsieg die Franzosen Johan Clarey (+0,42 Sek.) und Blaise Giezendanner (+0,63) auf die weiteren Ränge. Letzterer hatte mit Startnummer 43 noch Matthias Mayer (4./+0,67 Sek.) vom Podest gestoßen. Im verkürzten Rennen mit Start ab oberhalb der Mausfalle landete vor 1.000 Zuschauern Daniel Hemetsberger an der zehnten Stelle (+1,26).

Kilde konnte es sich bei der neu gesteckten Passage am Hausberg leisten, die Linie nicht optimal erwischt zu haben, hatte er doch bei der vierten Zwischenzeit bereits 1,24 Sekunden Vorsprung auf den zu diesem Zeitpunkt führenden Mayer. Letztlich blieben dem Skandinavier immer noch knapp sieben Zehntel Guthaben. Im Vorjahr verpasste er die Hahnenkammrennen nach dem kurz vorher erlittenen Kreuzbandriss. „Unglaublich, dass ich so schnell gewesen bin. Es war so geil zu fahren. Ich bin so stolz.“ In der Früh habe er noch ein Foto von sich vor einem Jahr mit Krücken gesehen, jetzt stehe er als Sieger da.

Zu den großen Geschlagenen zählten Weltmeister Vincent Kriechmayr (13.), der Vorjahres-Doppelsieger Beat Feuz aus der Schweiz (8.) und der Südtiroler Dominik Paris (27.). Sehr gut schlug sich indes der Gesamtweltcupführende Marco Odermatt als Fünfter (+0,78). „Das war eine Superfahrt, vor allen in meinen Passagen, den technischen“, wusste der Schweizer.

Die Nummer sieben von Mayer war „keine optimale“, man habe halt nicht gewusst, wie das Wetter werden würde. „Von der Seidlalm runter habe ich eine Topfahrt gehabt“, stellte er trotzdem fest. Den dritten Platz wollte er lange nicht glauben, womit er recht behalten sollte, hatte aber eher noch mit den Kanadiern gerechnet. Über Kilde, den neuen Führenden im Abfahrtsweltcup, meinte er, dieser habe über den Hohlweg eine Superlinie gefunden. Daniel Hemetsberger freute sich über eine „super Fahrt“, er habe alles relativ gut erwischt, es sei aber noch Neuschnee drinnen gewesen. Um zwei Uhr Früh hatten die Streckenkommandos mit den Arbeiten begonnen und eine nahezu perfekte Piste hingestellt.

Kriechmayr erklärte, dass er Steilhang-Ausfahrt zu weit geworden sei, da verliere man Geschwindigkeit. „Ich bin sehr gute Teilzeiten gefahren, vor allem Oberhausberg bei der Seidlalm vorbei. In den flacheren Passagen habe ich doch ein bisserl viel Zeit verloren.“ Im Nachhinein würde er vielleicht gern eine hintere Nummer nehmen, aber es sei seine Entscheidung gewesen. „Ich hätte gern etwas Besseres gezeigt“, sagte Kriechmayr und bemühte Galgenhumor. „Zumindest muss ich nicht zur Siegerehrung gehen, habe ich mehr vom Nachmittag.“ Sein ernstgemeinter Befund: „Die Sektorenzeiten im Mittelteil waren sehr gut, der Rest war bescheiden.“

Max Franz eröffnete das Rennen und hatte keine Chance (+3,62). „Es ist halt nix weitergegangen. Eins war definitiv nicht ideal“, stellte der Kärntner enttäuscht fest. Zu Sturz kamen Christian Walder und Daniel Danklmaier, dessen Ski im U-Hakerl durch einen Schlag aufging.

Danklmaiers Einschlag war ein heftiger. „Wie der Ski weg war, bin ich da gelegen und habe schon das Netz gesehen. Ich habe mir gedacht: Anspannen, was geht! Da hoffst du einfach nur, dass es dir nicht das Knie verdreht.“ Mit blauen Flecken am Ellbogen und Schienbein wollte der Kitzbühel-Liebhaber glimpflich davongekommen sein – und hoffte schon auf eine Einsatzchance am Sonntag. „Weil sonst zipft’s mich noch mehr an.“

Erneut als Vorläufer im Einsatz war Marcel Hirscher, der das „supercool“ fand. Die Streif zu fahren sei immer der Traum, zu aktiven Zeiten aber nicht möglich gewesen. Ein Novum waren auch die Drohnenbilder ab dem Lärchenschuss.

Es war am Freitag das fünfte Mal in diesem Jahrzehnt, dass der Abfahrtssieger nicht über die Originalstrecke ermittelt wurde. 2016 startete Peter Fill ebenfalls ab oberhalb der Mausefalle; 2012 beim Sieg von Didier Cuche wurde ab Alter Schneise gefahren; 2014 gewann Hannes Reichelt mit einer Fahrt über Hinterganslern statt Hausberg; 2015 siegte Kjetil Jansrud in einer „Sprint-Abfahrt“ ab dem Seidlalm-Sprung. Sieben der nun zwölf Rennen seit 2012 konnten – teils auch nach Absagen in den Tagen davor – über die traditionelle Distanz von 3.312 m ausgetragen werden. Für Sonntag ist eine weitere Abfahrt in Kitzbühel geplant.

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(APA)

Bild: GEPA