Mangelnde Kaltschnäuzigkeit kostet ÖFB-Elf Klassenerhalt

Nicht zuletzt mangelnde Kaltschnäuzigkeit hat Österreichs Fußball-Nationalteam den Klassenerhalt in der Elite der Nations League gekostet. Für Torschütze Christoph Baumgartner war die 1:3-Heimniederlage gegen Kroatien am Sonntag auch ein „Spiegelbild“ für die Premiere in der A-Liga. „Wir haben gezeigt, dass wir mit Weltklassemannschaften mitspielen können. Aber anscheinend fehlt uns doch ein Alzerl, weil wir abgestiegen sind“, resümierte der Hoffenheim-Legionär.

Ähnlich vernahm sich Heinz Lindner, der anstelle des beim 0:2 in Paris agierenden Patrick Pentz ins Tor zurückkehrte. „Gegen solche Nationen brauchst du wirklich 100 Prozent, das haben wir nicht immer auf den Platz bringen können“, betonte der Sion-Akteur. Der vierte Rang in Gruppe 1, nur einen Punkt hinter Weltmeister Frankreich, sei angesichts der Leistungen nicht genug. „Mit vier Punkten können wir nicht zufrieden sein“, gab der 32-Jährige an. „Wenn man sich alle Spiele anschaut, kannst du hier gegen Frankreich gewinnen, zuhause gegen Dänemark, und heute musst du auch nicht verlieren.“

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Der neue ÖFB-Rekordspieler Marko Arnautovic kam zum gleichen Schluss. „In vier Spielen haben wir sehr gut gespielt, aber nie den Sieg mitgenommen“, erklärte der 33-Jährige nach seinem 104. Einsatz, mit dem er Andreas Herzog überholte. „Mir bedeutet es nichts“, beteuerte der Wiener zum wiederholten Male. „Mir bedeutet es etwas, dass ich die Hundertermarke erreicht habe. Ich habe das Spiel heute so gesehen wie mein erstes.“

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Er selbst hätte mit einem Treffer zum Mann des Spiels werden können, scheiterte in der 44. Minute aber freistehend an Goalie Dominik Livakovic. „Er hat auch sehr gut gehalten“, befand Arnautovic. Bereits zuvor hatte Baumgartner das Tor nur um Zentimeter verfehlt. „Wenn jetzt Kritik an den Angreifern kommt, nehme ich die natürlich an. Ich stehe vor der Mannschaft und werde sie immer verteidigen. Man kann ungefähr sagen, dass wir unverdient verloren haben“, war der Bologna-Legionär überzeugt.

Baumgartner: „Man hat gesehen, dass wir mit Weltklasse-Mannschaften mithalten können“

„Zumindest eine Chance muss ein Tor sein“, gestand Baumgartner. „Auf diesem Niveau müssen solche Chancen einfach rein. Da sind die Mannschaften einfach eiskalt“, lautete das Fazit des 23-jährigen Niederösterreichers. „Das tut sehr weh, weil wir in vielen Spielen über weite Strecken gezeigt haben, dass wir solchen Mannschaften weht tun können“, erklärte Baumgartner, der seine Aufstellung in der Startelf mit viel Spielfreude rechtfertigte: „Heute habe ich gezeigt, dass ich der Mannschaft helfen kann. Ich bin sehr, sehr gut drauf.“

Die Gegentore zwei und drei durch Marko Livaja (69.) und Dejan Lovren (72.) wären vermeidbar gewesen. „Wir waren unachtsam, das darf nicht passieren“, sagte Baumgartner. Dem vorausgegangen war ein Dreierwechsel in der 62. Minute, bei der die zuvor sichere Dreier- zu einer Viererkette umgebaut wurde. Für Innenverteidiger Kevin Danso kein Grund, sich die Treffer einzufangen. „Wir müssen damit umgehen können, ein bisschen wacher sein und auch im Kopf schneller umstellen. Es wird nicht das letzte Mal sein“, erklärte der 24-Jährige.

Alaba: „Müssen jetzt langsam daraus lernen“

Kapitän David Alaba, der seinem 37-jährigen Real-Madrid-Teamkollegen Luka Modric Rosen streute („Er ist als Spieler unglaublich, als Mensch noch besser“), sah seine Truppe nach wie vor „in einer Entwicklungsphase“, forderte für die nächste Zukunft aber nicht zuletzt Ergebnisse ein. „Wir stecken in einem Prozess, aber müssen jetzt langsam daraus lernen“, meinte der Wiener. „Wir müssen 100 Prozent etwas tun, um die Schritte nach vorne zu machen und auch gegen solche Gegner erfolgreich zu sein.“

Diesbezüglich zeigte sich Alaba optimistisch. „Wenn ich in unseren Kader schaue, wie wir trainieren und spielen und wie hungrig und ehrgeizig die Mannschaft ist, mache ich mir für die Zukunft nicht unbedingt große Sorgen.“ Die Fortschritte seien zu erkennen, erklärte auch Danso. „Die Entwicklung ist da, wir können mit so einem Gegner mithalten. Und das wollen wir in der Quali (für die EM, Anm.) zeigen.“ Da soll man vergebenen Punkten nicht mehr nachweinen müssen. „Das muss der nächste Schritt sein“, so Baumgartner, „dass wir sie (die großen Nationen, Anm.) nicht nur an den Rand einer Niederlage bringen, sondern auch wirklich killen.“

(APA)/Bild: GEPA