Erster Start, erster Sieg für Fernando Alonso in Le Mans

Le Mans (APA/Reuters/AFP/dpa) – Fernando Alonso hat gleich bei seinem Debüt im 24-Stunden-Rennen von Le Mans Motorsport-Geschichte geschrieben. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister holte als erster Neuling mit seinem Team erst die Pole und gewann dann auch den Klassiker selbst. Zugleich führte der 36 Jahre alte Spanier den japanischen Hersteller Toyota bei dessen 20. Anlauf seit 1985 zum ersten Erfolg.

„Ich kann es noch gar nicht fassen – das ist Wahnsinn“, sagte Alonso, nachdem der japanische Teamkollege Kazuki Nakajima den Toyota TS050 Hybrid am Sonntag über den Zielstrich gefahren hatte. Toyota ist nun nach Mazda (1991) der erst zweite siegreiche japanische Hersteller beim größten Langstrecken-Klassiker der Welt. „In Le Mans werden 16 Grands Prix am Stück gefahren. Das hier ist mit nichts vergleichbar. Schade, dass Le Mans nicht alle zwei oder drei Wochen stattfindet“, scherzte der in der Formel 1 seit fünf Jahren sieglose Alonso.

Nach 388 Runden (5.286,888 Kilometer) hatten er und seine beiden Teamkollegen Sebastien Buemi aus der Schweiz und Nakajima aus Japan zwei Runden Vorsprung auf Mike Conway aus Großbritannien, den Japaner Kamui Kobayashi und Jose Maria Lopez aus Argentinien im zweiten Werks-Toyota. Die Japaner waren nach dem Rückzug von Vorjahressieger Porsche als einziger Hersteller in Le Mans vertreten.

Alonso ist der Triple Crown, Siegen bei den drei Klassikern Indy500, beim Großen Preis von Monaco (Formel 1) und in Le Mans, nähergekommen. Ihm fehlt nur noch der Erfolg bei den Indy500. Dem einzigen Fahrer dem bisher dieses Kunststück gelang, war Graham Hill.

Für Alonsos Team begann das Rennen nicht nach Plan. Buemi wurde gleich in der ersten Runde unverschuldet in eine leichte Kollision verwickelt. Der Toyota TS50 Hybrid blieb dabei unversehrt, was wenig später auch durch den Rundenrekord des Schweizers auf dem 13,626 Kilometer langen Kurs im Südwesten Frankreichs bestätigt wurde.

Als Alonso nach rund 2,5 Stunden seine ersten Rennrunden in Le Mans abspulte, war sofort klar, dass er konkurrenzfähig ist. Es dauerte nicht einmal eine Stunde bis zu seiner ersten Führung nach 3:23 Stunden. Nach knapp drei Stunden Fahrzeit sprach Alonso von einer großartigen Erfahrung: „Ich habe alles daran gesetzt, das Auto in einem Stück über die Distanz zu bringen und auch sonst keine Zeit zu verlieren. Es läuft bestens.“

Bei seiner zweiten Ausfahrt in der Nacht lag sein Team wegen einer Strafe für Buemi schon über zwei Minuten hinter dem Toyota-Konkurrenten. Mit unfassbar schnellen und konstanten Rundenzeiten bei Dunkelheit überraschte Alonso alle. Kurze Zeit später übernahm Kollege Nakajima erneut die Führung, die später noch etliche Male zwischen den beiden Toyota-Werksteams wechseln sollte.

Die Entscheidung fiel 1:38 Stunden vor Ende, als Kobayashi plötzlich wegen eines technischen Problems langsamer wurde und zu einem kurzen Stopp an die Box musste. So war der Weg frei für Alonso und seine Mitstreiter. In der kommenden Woche steht für Alonso wieder der Formel-1-Alltag an, wenn er für McLaren in Le Castellet beim letzten Grand Prix vor dem Rennen in Österreich antritt.

Während Dominik Kraihamers LMP1-Auto des ByKolles-Teams schon sehr früh durch einen technischen Defekt ausfiel und als 60. und Letzter gewertet wurde, gefiel der aus der „Pole“ gestartete Le-Mans-Routinier Richard Lietz mit seinem Porsche als Gesamt-18. und 2. der LMGTE-Pro-Klasse. DTM-Fahrer Philipp Eng (BMW) wurde als Gesamt-36. in dieser Klasse 12. Beide Österreicher waren damit besser als der in der LMP1 gestartete, frühere Formel-1-Weltmeister Jenson Button (45.) Matthias Lauda (59.) musste seinen Aston Martin in der LMGTE-Amateurklasse ebenso vorzeitig abstellen wie Kraihamer seinen Enso CLM.