Nach Karriereende: Veith will „Erfahrungen weitergeben“

Anna Veith hofft, dass die Rennläuferinnen auch in Zukunft das erleben werden, was ihr zuteilwurde: Begeisterungsstürme im Zielraum oder auch einmal tröstender Applaus. In Corona-Zeiten ist dies ungewiss.

„Ich würde es sehr schade finden, wenn die Fans kein Teil mehr vom Skisport sind. Der Sport lebt von Emotionen und es ist immer das Publikum, dass das überträgt“, sagte die 30-Jährige.

Eine Zeit lang vielleicht als Überbrückung könne man Rennen ohne Zuschauer verkraften, aber generell würde sie es ganz schlecht finden, wenn keine Fans mehr vor Ort sein könnten. „Eine Bestzeit im Ziel ist nicht einmal eine Zehntel von dem wert, wenn dann keiner da ist, der das mit dir teilt. Von dem her würde ich das extrem schade finden. Noch weiß niemand, in welche Richtung sich das weiterentwickelt.“

Wie sich ihre Zukunft entwickeln wird, weiß Veith ebenfalls noch nicht genau, sie wolle aber ihre Werte weiterverfolgen. Der Rücktritt fühle sich jedenfalls richtig an, erklärte die Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Gesamtweltcupsiegerin im Medientalk am Samstagabend. „Es würde mich interessieren, mit jungen Athleten zu reden, meine Erfahrung weiterzugeben. Ich habe in meiner Karriere sehr viele Dinge durchgemacht.“ Einen Trainerjob im klassischen Sinne könne sie sich aber nicht vorstellen. „Es ist Zeit, dass ich zu Hause Wurzeln schlagen kann. Dort und da fahre ich aber sicher gerne wieder mal weg.“

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Der Leistungssport und das Skifahren sei eine „super Lebensschule“ gewesen. „Ich würde das jedem Jugendlichen einfach nur wärmstens ans Herz legen, solche Erfahrungen zu machen und zu sammeln.“ Sie sei extrem dankbar für die ganzen Lektionen, die sie bekommen habe. „Und für die Zeit, die ich im Endeffekt ja in mich persönlich investiert habe. So eine Karriere ist immer was sehr Persönliches und man kann sich in vielen Facetten weiterentwickeln. Nicht nur im Sport, sondern auch in der Persönlichkeit.“

Angesprochen auf ihren Charakter meinte Veith, dass man sie von außen vielleicht als starke Frau sehe, aber so würde sie selbst sich nicht beschreiben. „Schüchtern und zurückhaltend. Das ist in meinem Charakter so verankert, dass ich gerne beobachte, über die Zeit gewisses Vertrauen aufbaue. Ich bin keine, die rausgeht und einfach macht. Ich habe im Sport immer versucht, von anderen zu lernen, abzuschauen, mir Gedanken zu machen, wie kann ich das besser machen, ohne dass ich ständig gegen die Wand gelaufen bin. Aber natürlich passiert das auch, weil alles kann man vorher nicht lösen.“

Trotz Verletzungen: „Mentale Stärke verliert man nicht“

Etwas, dass sie nicht lösen konnte, war, dass der Körper nicht mehr mitgespielt habe. „Nach meinen Verletzungen war ich körperlich nie mehr auf dem Level, auf dem ich vorher war. Es waren so schwerwiegende Verletzungen in kurzen Zeitabständen.“ Denn das Skifahren sei ausschlaggebend dafür, wie schnell der Schwung sein könne. „Die mentale Stärke verliert man nicht. Auch nicht das Wissen, wie es geht, die Taktik, die Herangehensweise, wie man schnell fahren kann. Wenn man die Erfahrung mal gemacht hat, dann weiß man schon, wie das geht.“ Aber den Körper konnte letztlich auch Veith nicht überlisten.

 

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Sorgen, dass dem Skisport – nach den vielen prominenten Rücktritten in den vergangenen paar Jahren – die Stars ausgehen, hat sie nicht, zählte beispielsweise Gesamtweltcupsiegerin Federica Brignone, die sich extrem gut entwickelt habe, und Mikaela Shiffrin auf. „Es gibt sehr viele interessante Charaktere, an der Spitze sind sehr interessante Persönlichkeiten da. Klar tut es im ersten Moment weh, wenn man solche Namen zurücktreten hört, aber ich finde, dass es für andere die Chance bringt, zu strahlen. Dass für sie die Bühne dann da ist, dass sie das zeigen können. Ich würde mir wünschen, dass es passiert.“

(APA).

Beitragsbild: GEPA.