Schmidhofer einziger Kandidat als ÖSV-Chef – Duo verzichtet

Erst nach einer siebenstündigen Sitzung des Wahlausschusses ist die Frage nach dem neuen Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes geklärt worden. Der kurzfristig ins Spiel gebrachte steirische Landesverbandschef Karl Schmidhofer wurde in der Nacht auf Mittwoch überraschend mit den Stimmen von sechs der neun Landesverbands-Chefs bei drei Enthaltungen designiert. Im Laufe des Tages lenkten auch die drei restlichen Verbände ein.

Die bisherigen Kandidaten Michael Walchhofer und Renate Götschl gaben am Mittwoch zudem ihren Verzicht bekannt. Die Nachfolge des Langzeit-Präsidenten Peter Schröcksnadel – er kandidiert nach 31 Jahren im Amt nicht mehr – wird damit am 19. Juni bei der Länderkonferenz in Villach nicht in einer Kampfabstimmung entschieden. Schmidhofer berichtete am Abend in der ZIB 2 des ORF nämlich, dass über den Tag auch die Zustimmung aus Vorarlberg, Tirol und der Steiermark hinzugekommen sei und nun alle neun Landesverbände hinter ihm und seiner Kandidatur stünden.

Zur Frage einer andauernden Einflussnahme Schröcksnadels über die wirtschaftlichen Bereiche im ÖSV meinte Schmidhofer, dass Schröcksnadel mit 19. Juni nicht nur die Präsidentschaft zurücklege sondern über einem Notariatsakt auch in den Gesellschaften die Geschäftsführung – was seine Person betreffe – zurücklege. Er selbst brauche auch keine Einflüsterer, betonte Schmidhofer. „Ich bin bekannt, dass ich in der Wirtschaft immer sehr selbstständig meine Firmen geführt habe. Und ich hatte auch in der Steiermark als Präsident keine Einflüsterer“, sagte Schmidhofer.

Der Wahlausschuss – die neun Landesverbands-Chefs – hatte sich am Dienstag in einem Hotel in Anif nicht auf Walchhofer oder Götschl einigen können. Daher schlug der Niederösterreicher Stefan Labenbacher seinen steirischen Kollegen Schmidhofer vor. Dieser erhielt breite Zustimmung. „Ich würde mich freuen, wenn ich dem ÖSV mit meiner ganzen Kraft dienen könnte, damit wir das bleiben können, wo uns die ganze Welt sieht, die Nummer eins. Da möchte ich gerne vorne stehen und mit dem ganzen Team den ÖSV leiten“, sagte Schmidhofer in einem weiteren ORF-Interview.

Trotz der anfänglichen Enthaltungen sei er „was die Abstimmung betrifft, sehr zufrieden“, hatte der 59-jährige Nationalratsabgeordnete der ÖVP in der Nacht zunächst gemeint. Er habe wie vorgesehen anfangs die Kandidatur von Götschl ordnungsgemäß eingebracht. In den Rücken gefallen sei er seiner Kandidatin nicht, sagte Schmidhofer später in der ZIB 2. Götschl selbst gab zu, über den Verlauf überrascht gewesen zu sein. „Es ist für mich auch alles ein bissl unverständlich“, sagte die Ex-Skirennläuferin. „Aber es ist so, wie es ist.“

Götschl hatte zuvor erklärt, dass sie nicht weiter für das ÖSV-Präsidentenamt kandidieren werde. Sie wolle nicht, dass die Gräben zwischen den Landesverbänden weiter aufgerissen würden, sagte die Ex-Weltmeisterin und -Weltcupsiegerin. „Ich hoffe auf eine gute Zukunft für den ÖSV und dass die sportlichen Erfolge wieder in den Vordergrund rücken.“ Götschl wird den Vorschlag des steirischen Verbandes annehmen und künftig dort als Präsidentin tätig sein. Die Steirer teilten mit, sie würden die Kandidatur Schmidhofers unterstützen.

Der zuvor als Favorit gehandelte Salzburger Walchhofer sagte der APA am Mittwoch, er könne dem Kompromisskandidaten Schmidhofer sehr viel Positives abgewinnen. „Wenn er breite Zustimmung findet, ist es nur gut für den Skisport“, betonte der Hotelier aus Zauchensee. Da sei es selbstredend, dass er nicht weiter kandidieren werde.

Gescheitert war Walchhofer offenbar vor allem am Widerstand aus Tirol. Es habe noch am Dienstagabend eine spürbar gute Gesprächsbasis gegeben, sagte Walchhofer. Er hätte versuchen wollen, ein Team mit Götschl zu bilden, doch die Steirerin sei nicht zur Sitzung gekommen, bei der nochmals das Konzept Walchhofers präsentiert worden war. So blieb es beim Nein des mächtigen Verbandes aus Tirol, der zuletzt immer den Präsidenten gestellt hatte. „Ich finde es extrem schade, der Tiroler Präsident hätte mich gerne gewählt, aber er hatte nicht den Rückhalt des Präsidiums“, führte Walchhofer aus. „So bleibt mir jetzt mehr Zeit.“

Schmidhofer, der Onkel der Ex-Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer, meinte, er sei sehr zufrieden, dass er „vom Voting sehr gut ausgestattet“ wurde. „Ich kenne mich im Sportgetriebe aus, kenne mich wirtschaftlich aus, da kann sich der ÖSV auf mich verlassen“, erklärte der Steirer, der lange Erfahrung im Tourismus und als Seilbahnchef sowie als Sportfunktionär hat.

Schmidhofer kündigte an, er würde bei seiner Wahl zum ÖSV-Präsidenten sein Nationalratsmandat im September zurücklegen. Beide Aufgaben ließen sich aus zeitlichen Gründen nicht vereinbaren. Es sei ihm möglich, vom Nationalrat in ein Ehrenamt zu wechseln, „weil ich es mir wirtschaftlich so gut aufgebaut habe, dass ich es mir leisten kann. Ich würde mich für den ÖSV mit meiner ganzen Kraft einsetzen.“

Der Unternehmensberater war u.a. Geschäftsführender Gesellschafter der Lachtal Seilbahnen (1993-2014) und Kreischberg Seilbahnen (2001-2014), Eigentümer u. Geschäftsführer der Lift GesmbH St. Lambrecht – Grebenzen (2015-2018) und Geschäftsführer der Hauser Kaibling Seilbahn (2019).

(APA) / Bild: GEPA