Real Sociedad vor erstem Pflichtspiel gegen österreichisches Team

San Sebastian/Salzburg (APA) – Wenn Red Bull Salzburg am Donnerstag in der Europa League bei Real Socieded gastiert, handelt es sich um eine Premiere. Noch nie trafen die Basken in einem offiziellen Bewerbsspiel auf ein österreichisches Team. In der Frühzeit des Fußballs wurden freilich mehrere – mitunter heftig diskutierte – Freundschaftsspiele ausgetragen. Jahrzehnte später gab es auch personelle Österreich-Bezüge.

Aber zurück in die Zeit, als sich auf den Fußballplätzen noch Centerhalfs, Linksverbinder oder fünfköpfige Stürmerreihen tummelten: Allen Anfang machte am Silvesterabend 1922 der Wiener Sportclub, der sich im Winter in den Süden nach Donostia, wie die Küstenstadt San Sebastian auf Baskisch heißt, abgesetzt hatte. Zwar lieferte die „Wiener Mannschaft ihrem spielstarken Gegner in ein sehr gutes Spiel“, sie „mußte sich aber schließlich doch eine kaum verdiente Niederlage gefallen lassen“, konstatierte das Wiener „Sport-Tagblatt“ anlässlich der 2:3-Niederlage. Rund 24 Stunden später, am Neujahrstag 1923, folgte die Revanche. Diesmal gewannen die Basken mit 2:1.

Rapid begab sich zu Jahresende 1923 auf eine Nordspanien-Tournee und bekam gleich zu Beginn eine herbe Packung verpasst. Folgerichtig war am 27. Dezember 1923 im „Sport-Tagblatt“ zu lesen: „Auf das Rückspiel gegen den FC Real Sociedad war man hier besonders gespannt. Man wollte die 2:7-Niederlage nicht ganz als regulär gelten lassen, weil die Wiener ja doch eine weite Reise hinter sich hatten und daher nicht ganz fit zum Spiele angetreten waren.“

Zwei Tage später stellten sich „die Rapid-Leute“ aber ihrem Gegner „erheblich gekräftigt entgegen“. Daher „führten sie ein weit besseres Spiel und ihre Siegesaussichten waren die günstigsten.“ Doch machte ihnen laut „Sport-Tagblatt“ der Schiedsrichter „einen argen Strich“ durch die Rechnung. „Er behinderte sie durch seine Entscheidungen, wo und wann immer er nur konnte, und der siegbringende Treffer der Heimischen fiel aus einem Elfmeter, dessen Berechtigung stark angezweifelt wurde.“ Kurz: An dem 2:1-Sieg der Basken hatte „der ganz unmögliche Schiedsrichter das Hauptverdienst“.

Die Referees – die meist aus den Gastgeberländern kamen – standen bei den seinerzeitigen Freundschaftsspielen oft in der Kritik. Als die Spieler von Real Sociedad im September 1924 auf der Hohen Warte gegen die Vienna vor 25.000 Zuschauern 0:1 verloren, fühlten sie sich ihrerseits vom „Unparteiischen“ verschaukelt.

Vielleicht war etwas Wahres dran, denn die Schreiberlinge auf der Tribüne gingen vor allem mit den Siegern hart ins Gericht. „Die Vienna spielte sehr schlecht“, urteilte das „Illustrierte Sportblatt“, während das „Sport-Tagblatt“ den Gästen Rosen streute: „Die Spanier erwiesen sich als tüchtige Fußballspieler, die über dem Durchschnitt stehen und deren gute körperliche Qualitäten, Ausdauer und Schnelligkeit sie befähigen, auch hochklassigen Mannschaften einen vollwertigen Gegner abzugeben.“

Der Beweis erfolgte einen Tag später: Die Weiß-Blauen feierten einen 3:2-Sieg über die Amateure, die Vorläufer der Wiener Austria. Die war dann zweieinhalb Jahre später an einem von der spanischen Presse als äußerst „spektakulär“ bezeichneten Match beteiligt. Im „Estadio Atocha“, das Real Sociedad von 1913 bis 1993 als Heimstätte diente, sahen 15.000 Zuschauer bei „gutem Wetter“ ein 5:5-Remis.

Fast 70 Jahre später gab mit Marcus Pürk ein ÖFB-Legionär ein Gastspiel im „Estadio Anoeta“ (seit August 1993 das Heimstadion von Real Sociedad). In 30 Spielen erzielte der von Rapid erworbene Stürmer fünf Tore. Ihm folgte 1997 Dietmar Kühbauer, der ebenfalls von Hütteldorf ins Baskenland wechselte. Er blieb bis zum Jahr 2000 und traf in 56 Spielen zweimal.

Die Engagements der beiden Österreicher waren freilich erst möglich geworden, weil ein paar Jahre zuvor von einer langjährigen Tradition abgewichen worden war. Wie beim Regionalrivalen Athletic Bilbao durften bei Real Sociedad lange Zeit nur Basken ans Leder. Dann wurde 1989 der Ire John Aldridge verpflichtet. Bezüglich Spaniern aus anderen Regionen blieb das Importembargo freilich noch etwas länger aufrecht. Heute ist das baskische Reinheitsgebot in San Sebastian im Gegensatz zu Bilbao aber längst Geschichte.

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